Jahresrückblick 2021: Neues aus dem Kollektiv

Das Jahr 2021 war – wie für wahrscheinlich viele von euch – ein Jahr des Durchhaltens. Ein solidarisch wirtschaftendes Kollektiv zu gründen, noch dazu eins im Bereich der herrschaftskritischen Bildung, heißt, ein Risiko einzugehen und Unsicherheit in Kauf zu nehmen. Aber es heißt auch, dies gemeinsam zu tun und sich gegenseitig zu stützen. Die Unsicherheiten hingegen, die mit der Pandemie auf die Bildungsarbeit und uns zugekommen sind und die im 2. Coronajahr noch genauso präsent waren wie zu Beginn, stellten uns nicht selten vor Herausforderungen. Workshops, Wanderungen und Projekte ließen sich oft gar nicht im Voraus oder nur mit „Ja, gucken wir dann nochmal, wie es sich entwickelt“ planen. Flexibilität, Kreativität und Anpassungsfähigkeit waren gefragt – Eigenschaften, die wie neoliberaler Quatsch im Start-Up-Lebenslauf klingen, aber auch wichtige Stärken im Rahmen von Selbstorganisierung sind. Und so konnten wir auch 2021, gemeinsam vorsichtig optimistisch und mit Vertrauen ins Kollektiv, Vorhaben planen und umsetzen, die uns allein vielleicht um den Schlaf gebracht hätten oder nicht schaffbar gewesen wären.

  Still ❤️ing Banden bilden!

Und mit diesem Vibe ist so einiges passiert!

Das Jahr startete mit etwas besonders Schönem. Wir konnten mit Maja eine wunderbare, passionierte und erfahrene Bildungsarbeiterin in unserem Kollektiv begrüßen, die durch ihre inhaltlichen und strukturellen Ideen eine echte Bereicherung ist. Dafür hat sich unser wandelndes Buch und unser Lieblingsklettermensch Wolf Mitte des Jahres entschieden, politische und Lohnarbeit wieder mehr zu trennen und aus dem Kollektiv auszusteigen, was für uns alle ein nachvollziehbarer, aber dennoch schwerer Schritt war.

Apropos tolle Menschen: Das Spannendste war natürlich, dass wir mit so vielen unterschiedlichen Gruppen, Organisationen und Einzelpersonen aus unterschiedlichen Kontexten zu sehr unterschiedlichen Themen arbeiten durften. Über 40 online- und Präsenz-Workshops und (Block-)Seminare haben wir über das Jahr verteilt gegeben – allein 10 mal den Empowerment-Workshop „Alltagssexismus endlich angemessen niveaulos begegnen!“. Dazu kamen drei Ausbildungswochen für Jugendleiter*innen (Juleica) und zwei wöchentliche Politikwerkstätten mit Schüler*innen. Natürlich waren wir auch wieder in der Sächsischen Schweiz für unsere Gedenkwanderungen unterwegs – im Rahmen des pandemiebedingt Möglichen fanden 7 Wanderungen sowie ein Wanderbildungsurlaub statt. Auch konzeptionell durften wir dieses Jahr einiges an Bildungsarbeit machen: Wir haben eine Actionbound-Wanderung zum Selbermachen gestaltet, am Methodenhandbuch zum NSU-Komplex mitgewirkt, eine Sammlungen zu Online-Juleica-Methoden (ist noch im Layout) sowie ein Konzept für die pädagogische Vermittlung der Arbeiter*innen-Ausstellung „Before Night Falls“ erstellt und zwei Podcasts zum Thema Klassismus sowie einen zu Sächsischen Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus veröffentlicht.

Außerdem stellt 2021 den Startpunkt für unseren Educat-Thementresen dar: ein monatliches offenes Format, bei dem wir oder Menschen, die wir gut finden, Workshops zu verschiedenen Themen, auf die wir Bock haben, anbieten. Das reichte que(e)rbeet von Inputs mit Austausch zu emotionaler Arbeit in Beziehungen, über das eigene Politikverständnis und die politische Dimension von Hausprojekten, eine Methodenfortbildung zu Erlebnispädagogik bis hin zu praktischen Workshops zu Trans-Verbündetenschaft. Wir freuen uns, die Reihe auch in diesem Jahr fortzuführen und hoffen, dass die kommenden Themen für viele von euch relevant, interessant und lebensnah sind. Am Ende dieses Textes findet ihr die kommenden Termine.

Über das Jahr hinweg begleiteten uns auch verschiedene (Kooperations-)Projekte, allen voran „Cultures of Remembrance“, ein transnationales Begegnungsprojekt zu Erinnerungskulturen. Neben diversen Online-Austauschformaten und -Workshops, fand im September eine intensive Bildungsreise in die Ukraine statt. Derzeit laufen die Planungen für die Rückbegegnung im kommenden Jahr, die durch die außenpolitische Lage der deutsch-russischen Beziehungen erschwert werden. Wir sind aber schon jetzt froh über die zwischenmenschlichen Beziehungen und anregende Diskussionen und Inhalte, die entstanden sind, und die Arbeit, die im Projekt von allen Beteiligten geleistet wurde. Mehr dazu bald.

Etwas mehr Arbeit vor dem Bildschirm (Archiv- und Datenbankarbeit), aber nicht weniger spannend: Unser Projekt zum Archivfund Kohlmühle, bei dem wir eine neue Wanderung erstellt, Multiplikator*innen ausgebildet haben, haben wir dieses Jahr ebenfalls abgeschlossen.

Im Sommer ging außerdem das Jugendtheaterprojekt „Let´s talk about you & me“ zu Ende, bei dem wir ebenfalls gern mitgearbeitet haben. Ende des Jahres konnte mit queerfeministischen Engagierten ein AudioWalk zur autonomen Frauen-Lesben-Bewegung in den 1970er bis 1990er Jahren in Berlin realisiert werden.

Hinter den Kulissen ist auch viel Strukturarbeit passiert, mit der wir euch jetzt nicht langweilen wollen, aber uns doch noch einmal bei Sylwia und Elli bedanken möchten, die unsere Anmeldewebseite erstellt haben, auf der ihr unsere kommenden öffentlichen Veranstaltungen auf einen Blick sehen und euch selbstständig für Workshops und Wanderungen anmelden (und abmelden) könnt. Einfach toll!

Zum Thema Bedanken: Wir haben Ende 2020 eine Spendenkampagne gestartet, die dank der finanziellen Unterstützung von vielen von euch ein richtiger Erfolg war. Wir konnten darüber u.a. unsere Büros in Dresden und (seit September auch) in Berlin finanzieren, was wirklich wunderbar ist. Danke für euer Vertrauen und euren Support! Wer noch Jahresend-Geld loswerden will, kann das gerne hier tun.

Nun noch ein kleiner Ausblick: Der Kalender für dieses Jahr füllt sich langsam, wenngleich vieles auch wieder unter Vorbehalt bei steigenden Inzidenzen mit direkt proportional steigender Online-Müdigkeit steht. Doch auf vieles freuen wir uns und erwarten gespannt, wie es weitergeht. Es stehen weitere personelle Erweiterungen im Kollektiv an und in Kürze startet ein größeres Projekt, bei dem wir Vereine und Gruppen in Sachsen langfristig bei der Auseinandersetzung mit strukturellem Sexismus und Klassismus unterstützen und begleiten. Wenn ihr denkt, dass das für eure Gruppe oder euren Verein interessant ist, meldet euch gerne bei uns. Vorbehaltlich der Förderzusage hoffen wir auch, in diesem und im nächsten Jahr zwei transnationale, postinklusive und feministische Theaterbegegnungen realisieren zu können! Stay tuned…

Schreibt uns gerne oder ruft an, wenn ihr Rückmeldungen, Nachfragen, Anfragen oder Ideen für Gemeinsames habt.

Wir hoffen, dass ihr physisch und psychisch gesund bleibt, euch auch mal Verschnaufpausen und Nachsichtigkeit gönnt. Passt auf euch selbst und aufeinander auf und bildet Banden, denn Banden bilden!

EURE EDU-TATZEN

Kommende öffentliche Veranstaltungen mit freien Plätzen:

Why Did Men Rape? Masculinity, Sexual Violence and the Holocaust

  • Zeit 10. Februar 2022 17:00-20:00
  • Kategorie Online-Seminar

Thementresen: I Don’t Care – Emotionale Arbeit in Beziehungen

  • Zeit 23. Februar 2022 18:00-21:00
  • Kategorie Online-Seminar

Thementresen: Drohende Abschiebung – Was tun?

  • Zeit 3. März 2022 18:00-20:00
  • Kategorie Online-Seminar