Bildungspolitisches Konzept

Als Bildungsbetrieb fühlen wir uns der Förderung von gesellschaftlicher Solidarität, Selbstbestimmung und -verwirklichung in allen Bereichen und der (Um-)Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums und Wissens verpflichtet.

Bildung ist Grundlage für Selbstbestimmung

Die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von kritischer Bildung stellt für uns dabei eine Grundbedingung für eine weitere Demokratisierung der Gesellschaft dar. Individuelle und gesellschaftliche Freiheiten können nur erkämpft und erstritten werden, wenn die betroffenen Akteur_innen in der Lage sind, Zwänge, Gesetzmäßigkeiten und Dynamiken zu erkennen, denen sie unterliegen. Die Vermittlungen von Kenntnissen über die Funktion gesellschaftlicher Debatten, der eigenen Meinungsbildung etc. bilden dabei ein Gegenstück zum Populismus, weil sie Falschbehauptungen und Argumentationslücken überprüfbar machen. In erster Linie dient die Bildung am konkreten historischen, praktischen oder theoretischen Gegenstand für uns damit immer der Bildung eines kritischen Bewusstseins aller Beteiligten.

Wir möchten keine Bildung fürs gute Gewissen machen, sondern Bildung, die Menschen empowert und zu Zivilcourage animiert. Das heißt, dass wir mit Vorliebe dort arbeiten, wo andere Bildungsträger seltener anzutreffen sind: In Haupt- und Oberschulen wollen wir über Klassismus sprechen, mit Geflüchteten über Kolonialgeschichte und Asylrecht diskutieren, mit Betroffenen rechter Gewalt über antifaschistischen Widerstand damals und heute.

Kritische Bildung heißt alles Zweifelhafte anzweifeln

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, erscheint uns die Benennung dessen, was noch kontrovers diskutiert wird oder unklar ist, als ebenso wichtig wie die Vermittlung der gesicherten Faktenlage. In der Praxis bedeutet das für uns, die Quellen und Nachforschungsbedarfe vor unseren Teilnehmenden ebenso transparent zu machen wie die Motivation, aus der heraus Quellen entstanden sind. Gerade auch historische Bildung kann vor diesem Hintergrund keine objektive Darstellung der tatsächlichen Geschehnisse sein, sondern immer nur eine bestmögliche Annäherung an diese darstellen. Gleichzeitig gehört die Betrachtung unterschiedlicher Geschichtserzählungen und ihrer mutmaßlichen politischen und persönlichen Motivation für uns zur Vermittlung eines historischen Kontextes dazu.

Bildung ist Dialog

Bildung unterliegt in unserer Gesellschaft einer starken Hierarchisierung. Autodidaktisches Wissen oder Erfahrungen aus Berufs- und Alltagspraxis erfahren gegenüber institutionalisiertem und formalisiertem Wissen eine deutliche Abwertung.

Eine Grenze zwischen Lehrenden und Lernenden lässt sich, nüchtern betrachtet, nicht wirklich ziehen. Wir sehen uns als Spezialist_innen in der Sammlung und Aufbereitung von Quellen, Erfahrungen und Medien sowie in der Moderation und Vermittlung. Gleichzeitig ist der Lernprozess bei jeder Veranstaltung für uns ein gegenseitiger. Denn so, wie unsere Teilnehmenden die von uns vorbereiteten Inhalte erleben, so werden wir mit deren Wirkung auf Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Vorstellungen, Kenntnisständen, mit ihren Erfahrungen, Widersprüchen und Anmerkungen konfrontiert und erhalten dadurch neue Impulse.

Bildung ist überall

Neben dem institutionellen Zentralisierungsanspruch unterliegt Bildung auch allzu oft einer räumlichen Zentralisierung in Schulen, Universitäten, Museen oder Seminarzentren. Wir freuen uns immer wieder, auch dies mit unseren Formaten aufzulösen und Bildungsarbeit ins Gebirge, in den Betrieb oder auf die Straße zu verlegen – denn wer aufmerksam durch die Welt geht, lernt überall dazu!